Plötzliche Sperrung trotz CE-Dokument – weil ein Detail im Listing fehlte?
Amazon duldet keine Ausreden mehr: Wer 2025 nicht rechtzeitig handelt, riskiert Konto, Sichtbarkeit und Umsatz – oft ohne Vorwarnung.
Zielgruppe: Fortgeschrittene Amazon-Seller:innen, DTC-Marken und Marketplace-Verantwortliche, die 2025 strategisch rechtssicher skalieren wollen und erkannt haben, dass Compliance kein Nebenthema, sondern Überlebensfaktor ist (🟡 Fortgeschrittene)
Einleitung
„Ich wusste nicht, dass das Pflicht ist“ – dieser Satz schützt 2025 niemanden mehr. Amazon hat seine Compliance-Vorgaben massiv verschärft, europäische Regulierungen ziehen nach, und technische Prüfmechanismen ersetzen menschliche Kulanz. Die Folge: Accountsperrungen, Delistings, Umsatzverluste – auch bei Seller:innen, die eigentlich alles „richtig“ gemacht haben. Wer heute auf Amazon verkauft, muss nicht nur gesetzeskonform handeln, sondern es nachweisen – lückenlos, dokumentiert und jederzeit abrufbar.
Diese Entwicklung betrifft längst nicht mehr nur riskante Sortimente oder neue Seller. Auch etablierte Marken sehen sich plötzlich mit Listing-Blockaden oder Auszahlungssperren konfrontiert, weil eine EPR-Nummer fehlt, ein CE-Dokument veraltet ist oder ein Listing-Claim rechtlich angreifbar formuliert wurde. Plattformintern hat Amazon 2024/2025 zahlreiche Prüfprozesse automatisiert: von der KYC-Verifizierung über das Flagging von Pflichtfeldverletzungen bis hin zur Echtzeitvalidierung von Steuer- und Transparenzdaten. Zeitfenster für Reaktionen? Manchmal unter 48 Stunden – bei gleichzeitiger Verantwortung des Sellers, Fehler selbst zu analysieren und strukturiert zu beheben.
Doch in dieser strengen Dynamik liegt auch eine neue strategische Chance: Wer Compliance nicht als Verwaltungsaufwand, sondern als Teil seiner Markenführung begreift, kann sich differenzieren. Denn während riskante Händler unter Sperrungen leiden, sichern sich strukturierte Seller Sichtbarkeit, Vertrauen und stabile Auszahlungen. In diesem Leitfaden zeigen wir Dir, wie Amazon-Compliance 2025 wirklich funktioniert – mit klaren Anforderungen, häufigen Fehlerquellen, praktikablen Mikrostrategien und einem umsetzbaren Sicherheitskonzept für Deinen Account.
Was bedeutet Amazon-Compliance 2025 wirklich?
Compliance auf Amazon ist kein formales Pflichtthema mehr – sondern der neue Wachstumsfilter. Plattformen wie Amazon sind seit 2024 rechtlich dazu verpflichtet, nicht nur Angebote zu hosten, sondern deren Konformität aktiv zu prüfen. Was früher mit manuellen Stichproben und menschlicher Kulanz funktionierte, läuft heute über automatisierte Prüfstrecken – rund um Uhr, in allen EU-Märkten, ohne Ankündigung.
Die zentrale Herausforderung: Compliance ist kein statischer Zustand. Es handelt sich vielmehr um ein dynamisches, technisches und rechtlich anspruchsvolles System. Dazu zählen strukturierte Dokumentationspflichten, Sicherheitsnachweise, steuerrechtliche Zuordnungen, Produktkennzeichnungen und eine revisionssichere Darstellung der Unternehmensidentität im Seller Central. Und all das geschieht im Spannungsfeld zwischen Amazon-Richtlinien und EU-Gesetzgebung.
Drei Kräfte, die 2025 den Compliance-Druck auf Amazon-Seller erhöhen
Plattforminterne Automatisierung
Amazon setzt auf automatisierte Datenabgleiche: CE-Label, EPR-Nummern, Unternehmensangaben und Produkttitel werden in Echtzeit auf Konformität geprüft. Kleinste Abweichungen – etwa eine falsche Formulierung im Titel oder eine ungültige Steuernummer – können zum Flagging, also zur Markierung und Sperrung führen.
EU-Verordnungen mit direktem Plattformdurchgriff
Mit dem Digital Services Act (DSA) und dem European Green Deal werden Plattformen selbst haftbar gemacht. Folge: Amazon verschärft seine Anforderungen gegenüber Seller:innen. Produktpässe, EPR-Dokumentation und transparente Anbieterkennzeichnung sind keine Option mehr, sondern Pflicht.
Markenrisiken durch Non-Compliance
Verkäufer:innen, die gegen Richtlinien verstoßen – ob bewusst oder unbewusst –, riskieren Delisting, Reputationsverlust und Rechtsstreitigkeiten. Besonders betroffen: Händler ohne klar dokumentierte Nachweisketten oder Standardprozesse.
📊 Bereits 2024 lag die durchschnittliche Reaktionszeit für Dokumentennachreichungen bei unter 48 Stunden – Tendenz sinkend.
Typische Gründe für Sperrungen und Sanktionen
Viele Seller erleben Sperrungen als plötzlich und unvorhersehbar – doch sie folgen meist einem klaren Muster. Die Zahl der automatisierten Prüfungen hat sich verdichtet, die Kulanz sinkt. Entscheidend ist nicht nur die Einhaltung der Regeln – sondern der nachvollziehbare, jederzeit abrufbare Nachweis darüber.
🔹 Fehlende oder ungültige Produktnachweise
Pflichtdokumente wie CE-Erklärungen, WEEE-Registrierungen oder REACH-Konformitäten müssen nicht nur vorliegen, sondern im Ernstfall innerhalb weniger Stunden verfügbar sein – idealerweise im Seller Central hinterlegt.
Beispiele für risikorelevante Nachweise:
- CE-Kennzeichnung (z. B. bei Spielwaren, Textilien, Elektronik)
- REACH-Nachweis für chemische Stoffe
- UDI-Nummer für Medizinprodukte
- WEEE-Registrierung bei Elektrogeräten
Mikrostrategie: Hinterlege konforme Dokumente pro SKU in einem zentraleuropäischen PIM-System (z. B. Akeneo), verknüpft mit Seller Central. Das verkürzt Reaktionszeiten und erhöht die Nachvollziehbarkeit.
🔹 Verstöße gegen Listing-Richtlinien
Keyword-Spamming, unzulässige Werbeversprechen oder fehlende Pflichtangaben gehören zu den häufigsten Gründen für Sperrungen einzelner ASINs – oft ausgelöst durch automatische Flags im Datenfeed.
Kritische Fehler 2024/2025:
- Begriff „heilend“ in Produktbeschreibung ohne Zulassung
- fehlende Altersangaben bei Spielwaren
- Keyword-Inflation in Bullet Points (z. B. „beste wasserdichte Sporttasche Outdoor Herren Damen“)
Tool-Tipp: Tools wie Helium 10 Listing Analyzer oder Flatfile helfen dabei, strukturierte Audits durchzuführen und Listing-Fallen zu identifizieren, bevor sie zu Sperrungen führen.
🔹 Verletzung von Transparenzpflichten
Seit Inkrafttreten der DAC7-Richtlinie in der EU müssen Seller:innen lückenlose Angaben zu steuerlichen Identitäten, Betriebsstätten und Umsatzsteuerpflichten je Marktplatzland liefern.
Typische Fehlerquellen:
Mikrostrategie: Setze auf automatisierte Reminder-Logik über Tools wie Taxdoo, sevDesk oder DATEV Cloud-Lösungen, um Fristen systematisch einzuhalten und Dokumentenverfall zu verhindern.
Verletzung geistiger Eigentumsrechte – unterschätzte Gefahr für Seller
Markenrechtliche Verstöße gehören 2025 zu den schnellsten Wegen in die Accountsperrung. Besonders tückisch: Viele dieser Fehler passieren versehentlich – durch unautorisierte Begriffe, fremde Produktbilder oder den Vertrieb nicht freigegebener Markenware. Amazon nutzt ein automatisiertes IP-Meldesystem, mit dem Rechteinhaber innerhalb weniger Klicks Listings oder ganze Accounts blockieren können.
Typische Fehlerquellen:
- Verwendung markenrechtlich geschützter Begriffe (z. B. „Velcro“, „Gore-Tex“, „Tupperware“)
- Nutzung von Bildmaterial aus Herstellerkatalogen ohne Lizenz
- Verkauf markengeschützter Produkte ohne offizielle Freigabe (Re-Sale-Falle)
Mikrostrategie: Führe mindestens einmal jährlich ein IP-Risiko-Audit durch – intern oder mit Unterstützung externer Dienstleister wie Red Points oder einer spezialisierten Markenrechtskanzlei. Erstelle zusätzlich eine interne Blacklist geschützter Begriffe und prüfe automatisch alle neuen Listings vor dem Upload.
📊 Mehr als 65 % aller markenbedingten Sperrungen auf Amazon gehen 2024 auf Formulierungen im Titel oder Bullet Point zurück – nicht auf Produktqualität.
Neue regulatorische Anforderungen auf Amazon.de und in der EU
🔹 Digitale Produktpasspflicht (DPP) – der unterschätzte Gamechanger
Ab 2025 gilt für Textilien, Batterien und Elektronikgeräte eine Pflicht zur strukturierten Offenlegung produktspezifischer Informationen – eingeführt im Rahmen des EU Green Deals. Amazon übernimmt die Durchsetzung: Angebote ohne vollständige DPP-Daten werden perspektivisch nicht mehr gelistet.
Was verlangt Amazon?
- Maschinenlesbare Angaben zu Herkunft, Materialzusammensetzung, Reparierbarkeit, CO₂-Bilanz
- Integration in Produktdetailseiten (bereits getestet in Pilotprogrammen)
- Strukturelle Datenformate nach EUDPP-Schema
Tool-Tipp: Moderne PIM-Systeme wie Pimberly oder Akeneo ermöglichen die strukturierte Erfassung und Zuordnung DPP-relevanter Daten auf SKU-Ebene – eine essenzielle Voraussetzung für die Skalierbarkeit in betroffenen Kategorien.
Mikrostrategie: Starte 2024 mit einem strukturierten Mapping der betroffenen SKUs. Priorisiere produktgruppenspezifische Datenquellen (Lieferantendaten, Nachhaltigkeitslabels, Materialzertifikate), um im Rollout nicht in Rückfragen oder Delistings zu geraten.
🔹 EPR-Nachweispflichten & LUCID-Kontrollen verschärft
Die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) ist 2025 nicht nur formale Pflicht – sie ist operativer Risikofaktor. Besonders in den Kategorien Verpackung, Elektrogeräte und Textilien verlangt Amazon eine gültige Registrierung pro EU-Land. Neue Seller werden ohne Nachweis gar nicht mehr zugelassen – bestehende Accounts riskieren Listing-Blockaden.
Wichtige EPR-Registrierungen:
- LUCID (Verpackungen, Deutschland)
- WEEE (Elektrogeräte, EU-weit)
- EAR (Batterien)
- Plattforminterner Abgleich mit Behördenregistern
Mikrostrategie: Hinterlege alle EPR-Nummern pro Produktkategorie und Land zentral im Seller Central und archiviere die Nachweise versioniert (z. B. mit Audit-Ordnerstruktur in Google Workspace oder Notion). Amazon prüft zunehmend auf SKU-Ebene – nicht mehr nur global auf Account-Basis.
📊 Bereits 2024 blockierte Amazon über 85.000 Listings wegen EPR-Verstößen allein in Deutschland – Tendenz steigend.
Umsetzungspflichten aus dem Digital Services Act (DSA)
Seit Februar 2024 ist Amazon als „Very Large Online Platform“ (VLOP) eingestuft – mit weitreichenden neuen Pflichten aus dem DSA. Für Seller:innen bedeutet das vor allem: Transparenzpflichten und aktive Mitwirkung an der Plattformregulierung.
Kernanforderungen:
- Vollständige Anbieteridentifikation (Firmenname, Rechtsform, Adresse) sichtbar im Angebot
- Meldepflichten für illegale Inhalte (Produktpiraterie, Fake-Angebote etc.)
- Nachweispflicht, dass Du als Seller auf gemeldete Verstöße reagiert hast
Mikrostrategie: Etabliere einen internen SOP-Prozess zur Erkennung und Meldung kritischer Inhalte – etwa über Amazon Brand Registry, das IP-System oder ein internes Monitoring (z. B. mit Tools wie Bindwise oder SellerLogic Monitoring). Dokumentiere jede Maßnahme revisionssicher.
Amazon-eigene Compliance-Vorgaben: Sicherheits- und Prüfpflichten verschärft
Amazon verschärft 2025 nicht nur auf Druck der Gesetzgeber seine Richtlinien – sondern setzt plattforminterne Sicherheitsmechanismen immer konsequenter durch. Besonders betroffen: Kategorien mit gesundheitsbezogenem oder sicherheitskritischem Kontext wie Babyprodukte, Nahrungsergänzung, Haushaltschemie oder Medizingeräte.
🔹 „Compliance Reference ID“ bei Risikoprodukten
Ein zentrales neues Element ist die Einführung der Compliance Reference ID (CRID). Dabei handelt es sich um eine von Amazon vergebene Prüfnummer, die bestimmten Produkten zugewiesen wird, sobald sie in sensiblen Kategorien gelistet werden sollen. Ohne gültige CRID kann das Produkt nicht veröffentlicht werden – auch wenn alle rechtlichen Dokumente korrekt vorliegen.
Typische Kategorien mit CRID-Pflicht:
- Baby- und Kinderartikel (z. B. Trinkflaschen, Tragehilfen)
- Elektronische Haushaltsgeräte mit direktem Hautkontakt
- Nahrungsergänzungsmittel und diätische Lebensmittel
- Medizinzubehör (z. B. Pulsoximeter, Wärmepflaster)
Mikrostrategie: Nutze das Amazon Compliance Dashboard aktiv, um Produkte zu identifizieren, die unter die CRID-Pflicht fallen. Bereite die geforderten Nachweise zentral vor (Sicherheitszertifikate, Testberichte, Konformitätserklärungen) und verknüpfe sie ASIN-spezifisch. Für Marken mit hohem SKU-Volumen empfiehlt sich der Aufbau einer zentralen Compliance-Matrix in Tools wie Airtable oder Notion zur Risikosteuerung.
Fallstricke und Worst-Case-Szenarien – wenn es zu spät ist
Accountsperrungen wegen Compliance-Verstößen sind 2025 keine Ausnahmen – sie sind Alltag. Dabei eskalieren viele Fälle nicht aufgrund vorsätzlicher Regelbrüche, sondern durch organisatorische Nachlässigkeit, fehlende Prozesse oder Unwissenheit im Detail. Wer sich darauf verlässt, im Ernstfall „nachreichen zu können“, unterschätzt die Geschwindigkeit der Amazon-Systeme.
Beispiel 1: EPR-Fehler mit Listing-Blockade
Ein Seller vertreibt Haushaltsgeräte auf Amazon.de, versäumt jedoch die rechtzeitige LUCID-Registrierung für Verpackungen. Die Listings werden automatisch blockiert – ohne Vorwarnung. Erst nach Upload der gültigen EPR-Nummer wird der Verkauf wieder freigeschaltet. Der Ausfall dauert zwei Wochen – der Umsatzverlust liegt im fünfstelligen Bereich.
Mikrostrategie: Erstelle eine Checkliste für neue Produkte mit automatischer Prüfung auf EPR-Pflicht pro Kategorie und Zielmarkt. Tools wie Taxdoo oder TradeLink bieten APIs zur Anbindung und Datenpflege direkt im Produktfeed.
Beispiel 2: CE-Dokument unvollständig – Delisting der ASINs
Ein Spielwarenanbieter lädt eine CE-Konformitätserklärung hoch – doch es fehlt der explizite Verweis auf die betreffende Modellnummer. Ein automatischer Datenabgleich erkennt den Widerspruch. Das System blockiert daraufhin alle betroffenen ASINs. Die Reaktivierung gelingt erst nach zehn Tagen – inklusive Nachprüfung durch Amazon Compliance Team.
Mikrostrategie: Implementiere eine regelmäßige Dokumentenprüfung durch Fachpersonal oder externe Dienstleister. Nutze strukturierte Templates mit Pflichtelementen (Modellnummer, Normen, Aussteller) und versioniere alle Nachweise zentral. Besonders empfehlenswert: eine jährliche CE-Audit-Routine durch akkreditierte Prüfer oder Partnerlabore.
Kontosperre wegen Markenverstoß – unterschätztes Risiko bei Re-Sale
Ein Händler nutzt in der Produktbeschreibung das Wort „Velcro“, ohne Lizenz. Die Rechteinhaberin reicht eine IP-Beschwerde bei Amazon ein – mit sofortiger Folge: Sperrung des gesamten Accounts. Auch Produkte, die gar nicht betroffen waren, verschwinden aus dem Sortiment. Eine Reaktivierung gelingt erst mit Plan of Action, Nachweis juristischer Korrektur und externer Unterstützung.
Mikrostrategie: Baue eine interne IP-Wissensdatenbank mit kritischen Begriffen, markengeschützten Termini und genehmigten Formulierungen auf. Lass alle Listings mit einem Rechtsscan vor Veröffentlichung prüfen – z. B. über das Tool Red Points oder in Zusammenarbeit mit einer spezialisierten IP-Kanzlei.
📊 Mehr als 70 % der markenrechtlich motivierten Kontosperrungen auf Amazon betreffen Seller, die keine aktive IP-Kontrolle ihrer Listings durchführen.
Was tun im Ernstfall? – Sofortmaßnahmen bei Sperrung
Eine Kontosperre trifft Seller oft unvorbereitet – doch wer schnell, strukturiert und analytisch reagiert, erhöht seine Chancen auf Reaktivierung erheblich. Amazon erwartet keine Entschuldigungen, sondern lösungsorientierte Maßnahmen. Dabei kommt es auf drei Faktoren an: Geschwindigkeit, Präzision und Prozesskompetenz.
🔹 Schritt 1: Ursachenanalyse & Dokumentation
Amazon nennt bei einer Sperrung meist einen Grund – doch dieser ist oft technisch oder kryptisch formuliert. Seller:innen müssen eigenständig analysieren, was tatsächlich passiert ist: Welcher Regelverstoß liegt vor? Welche ASINs sind betroffen? Gibt es Hinweise auf systemische Fehler?
Empfohlene Sofortmaßnahme:
Mikrostrategie: Implementiere eine SOP „Sperrfall-Reaktion“, die alle Sofortschritte regelt: wer reagiert, wie schnell, in welcher Form – idealerweise versioniert und mit Verantwortlichen in Google Docs oder Notion gepflegt.
🔹 Schritt 2: Erstellung eines Plan of Action (POA)
Der POA ist das zentrale Steuerungsinstrument bei jeder Reaktivierungsanfrage. Er muss zeigen, dass Du die Ursache verstanden hast, Maßnahmen ergriffen wurden – und ein Wiederholungsrisiko ausgeschlossen ist.
Struktur eines akzeptierten POA:
Wichtig: Allgemeine Aussagen wie „Wir werden besser aufpassen“ oder „Wir entschuldigen uns“ reichen nicht. Amazon erwartet nachvollziehbare Strukturen, Zuständigkeiten, Deadlines und Monitoring-Verfahren.
Mikrostrategie: Verfasse den POA niemals direkt in Seller Central. Nutze zunächst ein externes Dokument zur Formulierung, lasse es von mindestens einer zweiten Person gegenlesen (intern oder durch Agentur), bevor Du es einreichst.
📊 Ablehnungsquote fehlerhafter POAs liegt laut internen Analysen bei über 60 % – meist wegen fehlender Struktur oder unkonkreter Maßnahmen.
🔹 Schritt 3: Eskalation bei Ablehnung
Wird der POA abgelehnt oder bleibt unbeantwortet, stehen verschiedene Eskalationswege offen – jedoch müssen auch diese strukturiert und taktisch gewählt werden.
Eskalationsmöglichkeiten:
Mikrostrategie: Halte eine interne Eskalationsmatrix vor, in der klar geregelt ist, ab wann welcher Eskalationsschritt greift. Dokumentiere dabei alle Schritte, Einreichungen, Rückmeldungen und Fristen in einem zentralen Verlauf (z. B. in Airtable oder einem Incident-Log).
🔹 Schritt 4: Nachbearbeitung & Struktur-Review
Jede Sperrung ist ein Symptom – nicht nur ein Einzelfall. Nach erfolgreicher Reaktivierung ist es essenziell, nicht einfach weiterzumachen, sondern die Strukturen zu analysieren, die zur Sperre geführt haben.
Zentrale Fragen:
Mikrostrategie: Führe ein strukturiertes „Post Mortem“ durch – analog zu IT-Sicherheitsvorfällen. Erfasse Fehlerursachen, leite Prozessänderungen ab, dokumentiere das Ergebnis und passe SOPs an. So wird aus dem Vorfall eine strukturstabilisierende Maßnahme.
So machst Du Deinen Amazon-Account dauerhaft sperrresistent
Compliance ist kein Projekt – sondern ein kontinuierlicher Prozess. Wer 2025 langfristig erfolgreich auf Amazon verkaufen will, muss über punktuelle Dokumentenpflege hinausdenken. Entscheidend ist, dass alle relevanten Anforderungen systematisch, nachvollziehbar und technisch abbildbar verankert sind – sowohl im Team als auch in den Prozessen.
🔹 Struktur statt Reaktion: Der Compliance-Framework-Ansatz
Ein dauerhaft sicherer Amazon-Account basiert auf einem dreistufigen Framework, das sich in erfolgreiche Strukturen übersetzen lässt:
- Präventive Absicherung
- – Vollständige, zentrale Dokumentation aller Compliance-relevanten Nachweise (CE, EPR, REACH, Steuerdaten, IP)
- – Regelmäßige Audits und Review-Prozesse, z. B. mit festen SOPs und Kalenderlogik
- – Automatisierte Reminder für Fristen, Registrierungen und Abläufe
- Operative Integration
- – Compliance-Check bei jedem neuen Produktlisting als fester Bestandteil des Launch-Prozesses
- – Verwendung strukturierter Tools (z. B. Notion, Airtable, PIMs) zur versionierten Ablage
- – Verantwortlichkeiten klar dokumentiert (z. B. über RACI-Matrix)
- Eskalationsmanagement & Lerneffekte
- – Dokumentation jedes Vorfalls, inklusive Sperrgründe, Maßnahmen und Reaktionen
- – SOPs für POA-Erstellung, Eskalationsstufen und Post-Mortem-Protokolle
- – Iterative Prozessverbesserung nach jeder Sperre oder Listing-Blockade
Mikrostrategie: Definiere Compliance nicht als externes Pflichtfeld, sondern als internen Qualitätsstandard mit klarer Business-Relevanz. Binde Dein Team aktiv ein, schaffe Verantwortungsbewusstsein – und arbeite mit Rollen, nicht mit „Zuständigkeiten nebenbei“.
Checkliste: Mit diesen 7 Maßnahmen schützt Du Deinen Amazon-Account 2025
Eine strukturierte Übersicht zur aktiven Absicherung Deines Accounts – praxisnah und sofort umsetzbar:
- Pflichtunterlagen systematisch hinterlegen
CE, REACH, WEEE, USt-ID, EPR-Nummern – dokumentiert pro Produkt, pro Land, zentral abrufbar - Regelmäßige Listing-Audits durchführen
Fokus auf Formulierungen, Alterskennzeichnungen, Markenbegriffe, Pflichtfelder - Steuer- und Unternehmensdaten technisch verwalten
Automatische Reminder für Ablaufdaten (z. B. via Taxdoo, sevDesk) - Produktpasspflicht vorbereiten
Strukturierte Datenformate aufsetzen, PIM-System einführen (z. B. Pimberly, Akeneo) - Compliance Dashboard regelmäßig nutzen
Prüfung risikobehafteter ASINs und Identifikation von Korrekturbedarf - Vorlagen & SOPs für POA & Eskalationen anlegen
Versioniert, teamübergreifend einsetzbar, mit Argumentationsbausteinen - Rechtliche Entwicklung aktiv verfolgen
Offizielle Amazon-Updates, EU-Richtlinien, Branchenmeldungen (DSA, DPP, LUCID)
Tool-Tipp: Erstelle aus dieser Liste einen personalisierten Monitoring-Kalender mit Monatsroutinen – abgestimmt auf Deine Produktgruppen, Vertriebsländer und Volumen.
Fazit
Amazon-Compliance 2025 ist mehr als ein regulatorisches Pflichtprogramm – sie ist ein strategischer Schutzmechanismus gegen operative Risiken, Umsatzeinbußen und Reputationsschäden. Wer die verschärften Anforderungen ignoriert oder nur punktuell erfüllt, gefährdet seinen gesamten Geschäftsbetrieb. Doch wer Compliance strukturiert angeht, mit klaren Verantwortlichkeiten, dokumentierten Prozessen und aktiver Prävention, sichert nicht nur seine Sichtbarkeit – sondern schafft Vertrauen bei Kund:innen, Plattform und Partnern. Genau darin liegt die eigentliche Chance.
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FAQ
Was ist Amazon-Compliance 2025 konkret?
Compliance umfasst alle rechtlichen, steuerlichen und sicherheitsbezogenen Anforderungen, die Amazon-Verkäufer:innen erfüllen müssen – inklusive CE-Kennzeichnung, EPR-Nummern, korrekten Listingdaten und vollständiger Anbietertransparenz.
Welche Dokumente muss ich als Amazon-Seller zwingend vorhalten?
Zu den wichtigsten zählen: CE-Konformitätserklärung, REACH-Nachweis, EPR-Registrierung (z. B. LUCID), gültige Umsatzsteuer-ID je Marktplatz, vollständige Unternehmensdaten – idealerweise versioniert dokumentiert.
Wie erkenne ich, ob mein Produkt unter die DPP-Pflicht fällt?
Die digitale Produktpasspflicht betrifft ab 2025 zunächst Textilien, Elektronik und Batterien. Amazon informiert betroffene Seller über neue Pflichtfelder im Produktdatenfeed. Zusätzlich kannst Du Deinen Sortimentstyp über Tools wie Akeneo oder interne Listen prüfen.
Wie formuliere ich einen akzeptablen Plan of Action (POA)?
Ein POA enthält: eine klare Fehlerbeschreibung, dokumentierte Sofortmaßnahmen und konkrete Präventionsmaßnahmen für die Zukunft – mit Verantwortlichkeiten, Deadlines und Monitoring-Prozessen.
Wie kann ich mein gesamtes Setup auf Sperrresistenz prüfen?
Nutze strukturierte Checklisten, eine zentrale Dokumentenverwaltung und regelmäßige interne Audits. Ergänze dies durch automatisierte Erinnerungen und SOPs für kritische Prozesse – z. B. mit Hilfe von Tools wie Notion, Taxdoo oder Bindwise.